Wanderlust mit Florian Richter / Ein Schwabinger Kunstf(re)und / Neue Nationalgalerie (50)
• Wanderlust mit Florian Richter
Zumindest in Berlin kam man lange Zeit gar nicht an ihm vorbei, Caspar David Friedrichs berühmtes Gemälde „Wanderer über dem Nebelmeer“ auf gefühlt jeder zweiten Werbetafel. Diese herausragende Leihgabe aus der Hamburger Kunsthalle bildet den Ausgangspunkt für die Sonderausstellung WANDERLUST in der Alten Nationalgalerie, die diesem für die Kunst überraschend zentralen Thema durch das gesamte 19. Jahrhundert bis hin zu Beispielen der klassischen Moderne nachspürt. Die in der Ausstellung gezeigten Werke von Meistern wie Caspar David Friedrich, Carl Blechen, Karl Friedrich Schinkel, Johan Christian Dahl, Richard Wilson, Christen Købke, Gustave Courbet, Iwan Kramskoi, Ferdinand Hodler, Auguste Renoir, Emil Nolde, Ernst Ludwig Kirchner, Otto Dix und Ernst Barlach verdeutlichen, wie wirkmächtig und fruchtbar das Motiv des Wanderns nicht nur in Deutschland, sondern von Frankreich, Großbritannien über Dänemark und Norwegen bis nach Russland war. Die Ausstellung ist nur noch diese Woche zu sehen!
Veranstaltung: Wanderlust – Von Caspar David Friedrich bis Auguste Renoir
Ausstellung:10.05.-16.09.2019
Ort: Alte Nationalgalerie, Bodestraße 1, 10178 Berlin
Öffnungszeiten: Di-So.: 10-18 Uhr, Do.: 10-20 Uhr, montags geschlossen
Mit den CAZALE-Editionen des Fotografen Florian Richter ist die WANDERLUST auf keinen Fall minder schnell geweckt! Dr. Antje Lechleiter, Vorstandsmitglied und Kuratorin der Stiftung für Konkrete Kunst beschreibt die Arbeiten Richters so: “Man sieht diesen Arbeiten ein langes und intensives Nachdenken über das Wesen von Realismus in Fotografie und Malerei an, und Richter hat sich im Zuge dieser Auseinandersetzung auch klar entschieden: mit seinen stillen, menschenleeren Aufnahmen sieht er sich in der Tradition der großen Landschaftsmalerei – er malt, zeichnet und radiert mit der Kamera.” Also nehmen Sie sich die Zeit und schauen Sie sich ganz in Ruhe diese wunderbaren Landschaften an… und ich bin sicher, Sie werden mindestens einen Vogel zwitschern hören! 😉
⇧ Info / Editionsseite Florian Richter

OBERROLLSBACH, 2010, Florian Richter, gerahmt, CAZALE-Edition: 7+3 AP
CAZALE-ID: 46-FR-003 – ⇧ Info / Editionsseite Florian Richter
• Ein Schwabinger Kunstf(re)und
Im November 2013, Sie erinnern sich, sorgte eine Meldung für Aufsehen in der internationalen Kunstszene. Bereits im Februar 2012 wurde die Wohnung eines gewissen Herrn Cornelius Gurlitt im Münchner Stadtteil Schwabing durchsucht. Unter dem Verdacht “eines dem Steuergeheimnis unterliegenden strafbaren Sachverhalts” wurde die Kunstsammlung, die der Sohn des Kunsthändlers Hildebrand Gurlitt (1895–1956) geerbt hatte, beschlagnahmt. Die 1280 (später 1500) Kunstwerke standen unter dem Verdacht, Raubkunst aus der Zeit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft zu sein. Herr Gurlitt erklärte sich bereit, betroffene Kunstwerke zu restituieren und bis heute konnten auch schon ganze fünf Werke tatsächlich an die Nachfahren der rechtmäßigen Besitzer zurückgegeben werden.
Die Rechtmäßigkeit der Beschlagnahme ist bei Experten sehr umstritten und auch die spätere Veröffentlichung raubkunstverdächtiger Werke zum Zwecke der Provenienzrecherche gilt als höchst zweifelhaft. Gurlitts Anwälte forderten die Rückgabe der Sammlung, die Beschlagnahme der Bilder verstoße gegen das Prinzip der Verhältnismäßigkeit. Dazu kam es jedoch nie, Gurlitt starb am 14. Mai 2014. Gemäß seiner testamentarischen Verfügung wurde die Sammlung dem Museum Bern übergeben, welche ankündigte, die Provenienzrecherchen sowie eventuelle Restitutionen fortzusetzen und die Werke in einer Ausstellung zu präsentieren.
Abb.: „Figuren am Strand“, Max Liebermann
Und so wird ab dem 14. September im Gropius Bau die großangelegte Ausstellung “Bestandsaufnahme Gurlitt. Ein Kunsthändler im Nationalsozialismus” der Bundeskunsthalle Bonn und des Kunstmuseums Bern präsentiert. Die in einen historischen Gesamtkontext eingebettete Schau basiert auf dem aktuellen Forschungsstand zum „Kunstfund Gurlitt“. Gezeigt werden nicht nur ca. 250 Kunstwerke, die jahrzehntelang dem Blick der Öffentlichkeit entzogen waren und ein breites Spektrum der Kunstgeschichte abbilden, sondern es wird die Herkunft jedes Kunstwerks thematisiert. Die Ausstellung gewährt so auch Einblicke in die Geschichte der Objekte und die Schicksale der verfolgten, meist jüdischen Sammler, Kunsthändler und Künstler, die dem NS-System zum Opfer fielen.
Abb.: „Waterloo Bridge”, Claude Monet, 1903
Aus der Ankündigung des Veranstalters: “Mit einem breiten Spektrum von Kunstepochen und Stilen, das von Dürer bis Monet und von Cranach bis Kirchner und Rodin reicht, zeigt die Ausstellung Kunstwerke, die jahrzehntelang als verschollen galten, und spiegelt der aktuellen Forschungsstand zum Kunstfund Gurlitt. Indem sie der Herkunft jeder einzelnen Arbeit nachgeht, richtet sie ihren Blick auf die einzigartigen Geschichten dieser Objekte: Viele von ihnen wurden 1937 als entartete Kunst in deutschen Museen beschlagnahmt, bei einigen besteht der Verdacht auf NS-verfolgungsbedingten Entzug. Bei einer großen Zahl der Werke wird die Provenienz wohl ungeklärt bleiben, da aussagekräftige Dokumente verloren gingen oder die Spur der Werke im Kunsthandel bewusst verwischt wurde.”
Veranstaltung: Bestandsaufnahme Gurlitt. Ein Kunsthändler im Nationalsozialismus
Ausstellung: 14.09.2018-07.01.2019
Ort: Gropius Bau, Niederkirchnerstraße 7, 10963 Berlin
Öffnungszeiten: Mi.-Mo.: 10-19 Uhr, dienstags geschlossen
Hier finden Sie noch einen interessanten Beitrag zum Umgang mit Cornelius Gurlitt und dessen Sammlung ⇧ DEUTSCHLANDFUNK
Dieser Drops dürfte wohl noch lange nicht gelutscht sein! 🤔
• Neue Nationalgalerie (50)
In diesem Jahr feiert die Neue Nationalgalerie ihr 50. Jubiläum. Die Architekturikone von Ludwig Mies van der Rohe eröffnete am 15. September 1968 für die Kunst der Klassischen Moderne aus der Sammlung der Nationalgalerie der Staatlichen Museen zu Berlin. Zum Jubiläum finden öffentliche Baustellenführungen am 15. und 16. September 2018 statt (Samstag 14-18 Uhr, Sonntag 10-18 Uhr / jeweils alle 15 Minuten / Treffpunkt: Zugang Potsdamer Straße / ⇧ Anmeldung erforderlich) und der derzeitige Bauzaun der Neuen Nationalgalerie wird in Form einer Open-Air-Ausstellung mit Sonderausstellungsplakaten der vergangenen 50 Jahre bespielt. Zudem erscheint eine Publikation zur Ausstellungsgeschichte. Seit 2015 ist die Neue Nationalgalerie wegen der Grundinstandsetzung geschlossen. Zeitgleich zum Jubiläum finden die Rohbaumaßnahmen ihren Abschluss und die letzte Sanierungsphase beginnt.
Die Wiedereröffnung der Neuen Nationalgalerie ist für 2020 geplant.
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Mit einer eigenen Veranstaltung beteiligt sich auch die unmittelbar in der Nachbarschaft gelegene Stiftung St. Matthäus am Jubiläum. An allen Tagen kann die Neue Nationalgalerie im Rahmen der Baustellenführungen vom Turm der Kirche besichtigt werden (Eintritt frei) und am Sonntag, 16. September, wird ab 20 Uhr der Film „Die Neue Nationalgalerie“ (2017) von Ina Weisse gezeigt – anlässlich des 50. Geburtstags des Tempels der Moderne hat sich Ina Weisse auf eine filmische Spurensuche begeben. Sie ist die Tochter des Architekten Rolf Weisse, der im Büro von Mies in Chicago arbeitete. In Interviews mit ihrem Vater, Mies-Enkel Dirk Lohan, David Chipperfield und anderen geht der Film der Frage nach, wie die Neue Nationalgalerie entstanden ist und was sie so besonders macht. Außerdem zu sehen sind bislang unveröffentlichte Aufnahmen aus den 1960er Jahren, die Rolf Weisse damals als im Mies-Büro drehte.
Neue Nationalgalerie, Potsdamer Straße 50, 10785 Berlin | U-Bahn: U2 | S-Bahn: S1, S2, S25 | Bus: M29, M41, M48, M85
So, das war der (diesmal eeeetwas längere) ⇧ MONDAY MORNING (CIII.). Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Dann kommen Sie bitte gut durch eine vielleicht ganz besondere Woche! 😎 Oliver Zimmer.
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