Christo und Jeanne-Claude
Mitte Juni 1995, also wenige Tage vor der Verhüllung des Berliner Reichstages (24. Juni – 7. Juli), zog es mich beruflich nach Frankreich. Ich saß im Zug nach Lyon und damit war klar, das auch von mir lang ersehnte Großereignis wird ohne mich stattfinden müssen. Dieses Jahr jährt es sich nun zum fünfundzwanzigsten Mal und die Deutsche Bank zeigt im PalaisPopulaire die Ausstellung “Christo and Jeanne-Claude: Projects 1963–2020”, für die als Leihgeber von ca. siebzig Werken Ingrid und Thomas Jochheim gewonnen werden konnten, die diesen Teil ihrer Sammlung zum ersten Mal so umfangreich präsentieren. 👍
Aus der Ankündigung: “Zu sehen sind Arbeiten, die von 1963 bis 2019 entstanden sind, darunter frühe Objekte, großformatige Zeichnungstableaus sowie Editionen und Druckgrafiken. Nach in Folien verpackten und mit Schnüren umwickelten Alltagsgegenständen – vom Zeitschriftenstapel bis zum VW-Käfer – widmeten sich Christo und Jeanne-Claude zunehmend künstlerischen Transformationen und Akzentuierungen von ganzen Landschaften oder Architekturen. Von 1962 bis 2019 konnten dreiundzwanzig Projekte auf verschiedenen Kontinenten realisiert werden. […] Sämtliche Projekte werden ausschließlich durch den Verkauf von Vorstudien, Zeichnungen, Collagen, Originallithografien und Editionen ermöglicht. Christo und Jeanne-Claude akzeptierten keinerlei Fördermittel, weder aus öffentlicher noch privater Hand. Christos Zeichnungen sind viel mehr als nur Ideenskizzen, Entwürfe oder Konstruktionsanleitungen. Sie zeigen in ihrer Strichführung, Schraffur, Lichtgebung und Farbigkeit eine ganz individuelle Handschrift. Zudem sind sie auch durch die collagierten Pläne, Materialien, Stoffe oder Fotografien und ihre immer gleiche Acrylglas-Umhüllung unverwechselbar, ja einzigartig. Und ein Zeugnis dafür, welch ein großartiger Zeichner Christo war.”
Wrapped Reichstag, Christo and Jeanne-Claude, 1987, Collage/Zeichnung 38 x 165 cm / 106,6 x 165 cm
Christo studierte 1953 bis 1956 an der Akademie der Künste in Sofia und nach Aufenthalten in Prag, Wien und Genf gelangte er im März 1958 nach Paris. Seinen Lebensunterhalt verdiente er mit dem Zeichnen von Porträts, u.a. auch der Frau des Generals de Guillebon. Deren Tochter Jeanne-Claude verliebte sich in Christo und man beschritt fortan einen gemeinsamen Weg, der wegweisend für Christos Kunst werden sollte: „Er begann zu verhüllen. Christo verhüllte Dosen, Flaschen, Stühle, ein Auto – einfach alles, was er finden konnte, Alltagsgegenstände, die weder besonders schön noch interessant waren. Stillschweigend setzte er voraus, daß jedes, aber auch jedes Objekt seinen Platz in der Kunst haben konnte. Es gab für ihn keine Hierarchien der künstlerischen Ausdrucksformen und Inhalte.“ sagte einst der Autor, Kunstkritiker und Kurator Jacob Baal-Teshuva über (den frühen) Christo.
Übrigens, was viele nicht wissen, Christo und Jeanne-Claude waren sogenannte “astrologische Zwillinge” – beide wurden am 13. Juni 1935 geboren! Nach dem Tod seiner Frau im Jahre 2009 führte Christo die mit ihr geplanten Vorhaben weiter fort. Vor zwei Wochen, am 31. Mai 2020, starb er kurz vor seinem 85. Geburtstag in seinem Haus in New York City. 😔
The Floating Piers, Christo, 2014, Collage/Zeichnung 43,2 x 55,9 cm
Veranstaltung: Christo and Jeanne-Claude: Projects 1963–2020
Ausstellung: 06.05. – 17.08.2020
Ort: PalaisPopulaire, Unter den Linden 5, 10117 Berlin
Öffnungszeiten: Mi.-Mo.: 11-18 Uhr, Do.: 11-21 Uhr, dienstags geschlossen
Am 18.06.2020 führt der Kurator Friedhelm Hütte “coronagerecht im kleinen Kreis” durch die Ausstellung, vielleicht sind Sie ja dabei?!
Was das Künstlerpaar Christo und Jeanne-Claude motivierte, was ihre Projekte sichtbar machen und warum die 14 Sommertage des verhüllten Reichstages bis heute unvergesslich sind – das sind einige der Themen des PalaisTalks anlässlich des 25. Jahrestages der Verhüllung des Reichstags. Teilnehmer*innen sind das Sammlerehepaar Ingrid und Thomas Jochheim, Dr. Andreas Kaernbach, Kurator der Kunstsammlung des Deutschen Bundestages sowie Michael S. Cullen, Architekturhistoriker und Ideengeber für dieses Projekt.
PalaisTalk am 24. Juni 2020 von 18-20 Uhr und auf der Webseite des PalaisPopulaire können Sie die Diskussion live mitverfolgen.
Christo-Arbeiten verfügbar bei ZIMMER FINE ART
Weitergehende Informationen auf Anfrage: anfrage@zimmerfineart.de
Das war der MONDAY MORNING!
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Kommen Sie hübsch verhüllt durch die kommende Woche! 😉
Und bleiben Sie gesund! 🌻 Oliver Zimmer
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Foto: © Raimar von Wienskowski (mit temporärer Hut-Retusche) 😉 |